«Ich wünsche mir Gesundheit für jeden ehemaligen Kinderkrebspatienten»
Dr. med. Christina Schindera, Wissenschaftlerin in der Forschungsgruppe Kinderkrebs am Institut für Sozial- und Präventivmedizin, Universität Bern und Kinderonkologin am Universitätskinderspital beider Basel
«Nach meinem Medizinstudium und meiner Ausbildung zur Kinderärztin habe ich mich auf die Behandlung von krebskranken Kindern und Jugendlichen spezialisiert und bin Kinderonkologin geworden. Die Krankheitsgeschichte der kleinen Patienten mit ihren lebensbedrohlichen Erkrankungen sind mir sehr nahe gegangen und es war eine grosse Bereicherung für mich, die betroffenen Kinder und ihre Familien durch die schwere Krankheitszeit begleiten zu dürfen. Dabei habe ich sehr viele schöne und positive Momente erlebt, auch weil die meisten krebserkrankten Kinder und Jugendlichen geheilt werden konnten. Aber es war mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wirklich bewusst, dass die grossen Heilungschancen auch Risiken bergen könnten. So führen die intensiven Krebstherapien leider häufig zu den unterschiedlichsten Spätfolgen, dazu gehören zum Beispiel Erkrankungen des Herzens. Diese können ohne die entsprechenden Kontrolluntersuchungen lange unentdeckt bleiben, sehr plötzlich auftreten und so das Leben des erwachsenen Menschen ein zweites Mal bedrohen.»
«In diesem Bereich zu forschen, ist für mich im wahrsten Sinne des Wortes zu einer Herzensangelegenheit geworden. Seit einigen Jahren untersuchen wir ehemalige Kinderkrebspatienten im Rahmen von spezialisierten Sprechstunden auf Herzprobleme. Zusätzlich zu den verschiedenen medizinischen Untersuchungen führen wir persönliche Gespräche, in denen wir den gesundheitlichen Status aufnehmen. Die Ergebnisse sind sehr unterschiedlich. Während einige Patienten nur unter Beschwerden wie zum Beispiel Bluthochdruck leiden, hatten andere schon einen Herzinfarkt. Wieder andere haben Herzerkrankungen, die bisher unentdeckt waren. Erfreulicherweise sind aber auch viele der ehemaligen Kinderkrebspatienten ganz gesund. Ich wünsche mir Gesundheit für jeden ehemaligen Kinderkrebspatienten. Um diesem Ziel näher zu kommen, wollen wir mittels einer Forschungsstudie herausfinden, ob es Risikopatienten gibt, und wie sich mit neuen Untersuchungstechniken eine frühzeitige Diagnose stellen lässt. Nur so können wir eine rechtzeitige Behandlung und somit die Gesundheit der Patienten sicherstellen.»