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Kampf um gleichberechtigten Zugang zu den besten Therapien

Wenn ein Kind an Krebs erkrankt, ist das mit das Schlimmste, was einer Familie passieren kann. Noch schwieriger wird es, wenn dringend notwendige Medikamente und Zusatztherapien von der Krankenkasse nicht immer oder erst nach sehr viel bürokratischem Aufwand bezahlt werden. Betroffene Eltern geraten dadurch zusätzlich in eine extrem belastende Situation, die viel Unsicherheit schafft und die Heilungschancen ihres Kindes verringern kann. Um gegen diese Ungleichbehandlungen vorzugehen, engagiert sich Kinderkrebs Schweiz seit Monaten auf der politischen Ebene und fordert eine bessere Kostenübernahme aller Medikamente für krebskranke Kinder.

Im September 2022 hatte der Bundesrat überraschenderweise behauptet, dass bei der Rückvergütung von Krebsmedikamenten für Kinder kein Handlungsbedarf bestehe. Dem Entscheid liegt ein Bericht des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) zugrunde, laut dem sich die Kostenübernahmen im Bereich der pädiatrischen Onkologie auf nahezu 100 Prozent belaufen würden. Diese Aussage steht in klarem Widerspruch zu dem, was Kinderonkologen und betroffenen Eltern im Alltag erleben. Valérie Braidi-Ketter, CEO von Kinderkrebs Schweiz, hat deshalb zusammen mit der Nationalrätin Manuela Weichelt und dem Kinderonkologen Dr. med. Pierluigi Brazzola die Koordinatoren des Berichts im Bundeshaus getroffen, um die Schwierigkeiten mit denen Familien und Kinderonkologen regelmässig konfrontiert sind, deutlich zu machen und auf die Schwächen des Berichtes hinzuwiesen. Festgestellt wurde u.a., dass sich die erwähnte Rückerstattungsquote von nahezu 100 % auf nur acht Rückmeldungen von über fünfzig Krankenversicherungen in der Schweiz stützt!

Parallel dazu hat Kinderkrebs Schweiz im Rahmen einer Stellungnahme zur aktuellen Revision der Verordnung über die Krankenversicherung (KVV) im September sowohl die Herausforderungen im Bereich der Kostenübernahme als auch entsprechende Verbesserungsvorschläge formuliert. Damit jedes Kind in Zukunft einen gleichberechtigten und raschen Zugang zu lebenswichtigen Therapien erhält, plädiert der Dachverband für eine automatische Kostenübernahme aller Standardbehandlungen in der Kinderonkologie, den Einbezug von Fachexperten bei der Bewertung komplexer Fälle sowie eine bessere Kostenübernahme aller Begleittherapien. Diese Forderungen werden von allen auf die Behandlung krebskranker Kinder spezialisierten Spitälern in der Schweiz unterstützt.

Im Rahmen mehrerer gezielter Sensibilisierungskampagnen, die eine Gesamtreichweite von rund 8,5 Millionen erreichten, ist es Kinderkrebs Schweiz sehr erfolgreich gelungen, die Öffentlichkeit und die politischen Entscheidungsträger auf die Problematik und den dringenden Handlungsbedarf aufmerksam zu machen. So berichteten anlässlich der Kampagne «Wenn die Kasse nicht zahlt« und am Internationalen Kinderkrebstag viele Leitmedien schweizweit über das Thema. Dazu zählten u.a. die Tagesschau, das Téléjournal «19h30», Radiosendungen wie «HeuteMorgen», «12h30» oder  «Radiogiornale» ebenso wie die NZZ, die NZZ am Sonntag, die Schweizer Illustrierte, die Schweizer Familie wie auch die Le Temps und die Tribune de Genève sowie die Tessiner und welsche Ausgaben von 20 Minuten. Darüber hinaus wurden wichtige Allianzen mit anderen Partnern aus dem Gesundheitsbereich gebildet, um geschlossen gegen die Reform vorzugehen.

Im November 2022 waren Valérie Braidi-Ketter gemeinsam mit Dr. med. Pierluigi Brazzola und zwei Nationalrätinnen im Departement des Innern (EDI) zu Gast, um auch die persönlichen Berater des Bundespräsidenten Alain Berset über die schwierige Situation in der Kinderonkologie und die negativen Auswirkungen der aktuellen Reform auf die Patienten zu informieren.

In einem dritten Schritt hat der Dachverband im Dezember 2022 alle Mitglieder der zuständigen Kommission des Nationalrats vor den Folgen der aktuellen Reform eindringlich gewarnt. Am 12. Januar 2023 schliesslich wurde Valérie Braidi-Ketter zusammen mit anderen Organisationen aus dem Gesundheitsbereich zu einer Anhörung im Parlament eingeladen. Bei dieser Gelegenheit konnte sie die zähe Kostenübernahme bei manchen, lebenswichtigen Medikamenten für krebskranke Kinder nochmals im Detail erläutern und die Folgen der Reform auf die Patienten beleuchten. Die Anhörung gab dem CEO von Kinderkrebs Schweiz auch die Gelegenheit, die zahlreichen Fragen der Nationalräte zu diesem komplexen Thema zu beantworten.

Im Anschluss an diese Anhörung hat der Dachverband in einem weiteren Schritt alle Mitglieder der zuständigen Kommission des Ständerats auf die negativen Auswirkungen der geplanten Reform aufmerksam gemacht. Kinderkrebs Schweiz freut sich, dass beide Kommissionen letztlich zum Schluss gekommen sind, dass im Sinne der Patienten in diesem Bereich Handlungsbedarf besteht und der Bundesrat aufgefordert wurde, gemeinsam mit allen betroffenen Akteuren eine rasche Lösung zu finden. Demzufolge haben das BAG und das EDI im Januar und Februar 2023 drei Verhandlungsrunden organisiert, bei denen sich der Dachverband aktiv einbringen konnte. Bei dieser Gelegenheit konnten allgemeine Verbesserungsvorschläge im Rahmen der aktuellen Reform sowie spezifische Lösungsansätze im Bereich der Kinderonkologie besprochen werden, um die Situation in Zukunft zu verbessern.

Die gemeinsam erarbeiteten Vorschläge gehen nun an die zuständigen Kommissionen im Nationalrat und Ständerat zurück, bevor sie dem Bundesrat vorgelegt werden. Kinderkrebs Schweiz ist zuversichtlich, dass der Handlungsbedarf auch auf bundesrätlicher Ebene anerkannt wird.